COVID-19 PNI – Dringender Aufruf den Internaten zu Helfen

#Dort gibt es Menschen, dort gibt es das Coronavirus

In Belarus wurde ein offener Brief, der über die aktuelle Lage in den Heimeinrichtungen für Menschen mit Behinderung informiert, veröffentlicht. Wir bei Kanikuli e. V. haben uns entschieden, diesen Hilfeaufruf zu übersetzen.

COVID-19 PNI – Dringender Aufruf den Internaten zu Helfen

Während einer Pandemie und dem Regime der Selbstisolation leiden die schwächsten und verletzlichsten Bürger, diejenigen, die von anderen Menschen abhängig sind am meisten. In Belarus leben viele Menschen mit Behinderungen in Heimeinrichtungen: Verteilt sind ca. 18.000 Erwachsene und 1.400 Kinder auf insgesamt 72 Heime für Erwachsene und 9 für Kinder. Unter ihnen sind viele ältere Menschen mit chronischen Krankheiten, sowie Kinder und Erwachsene, die eine Kombination aus mehreren schwerwiegenden Diagnosen haben.

Logischerweise sind diese Menschen sehr anfällig für Lungenentzündungen. Verbunden mit ihren Erkrankungen und ihrer Lebensweiße ist der Mangel an einer qualitativ hochwertigen Pflege nicht weniger ein Lebensrisiko, als das Virus an sich.
Einige Internate haben 600-700 Einwohner, die Hälfte von ihnen haben nicht nur Erkrankungen, sondern sind auch fortgeschrittenen Alters. Zudem ist die überwiegende Mehrheit der Kinder, die in diesen Heimeinrichtungen leben, Waisen.

Seit Beginn der Epidemie wurden alle Institutionen unter Quarantäne gestellt. Jede Art von Besuchen, Besprechungen und Übergaben sind verboten. Uns ist bewusst, dass bei Epidemien die Verringerung der sozialen Kontakte und das Herstellen von Distanz eine wichtige Maßnahme ist. Genauso unmöglich ist es jedoch, diese Maßnahmen in Kinderheimen oder Internaten durchzusetzen, da Kinder und Erwachsene dort eng aufeinander leben und eine große Anzahl von Menschen in einem Raum untergebracht sind.

Die meisten Einrichtungen sind nach dem Korridorprinzip aufgebaut. Es gibt einen langen Korridor und Krankenzimmer, in denen normalerweise zwischen 6 und 8 Personen, in manchen Fällen auch bis zu 20 Personen, leben. Die Angestellten der Einrichtungen gehen zu ihrem Arbeitsplatz, in großen Einrichtungen sind das täglich mehrere hundert Personen. Freiwillige, die Vertreter von Drittorganisationen sind, dürfen die Einrichtungen nicht mehr betreten, aber solche formellen Quarantänemaßnahmen reichten nicht aus.

Die Leitung des Sozialbereiches beschloss, die Angestellten dieser Institutionen in den Beobachtungsmodus zu versetzen, was bedeutet, dass sie in zweiwöchigen Schichten arbeiten müssen, ohne in dieser Zeit den Arbeitsplatz verlassen zu dürfen. Wir sind denjenigen Menschen sehr dankbar, die jetzt buchstäblich ihr Leben und ihre Gesundheit riskieren um ihren Schützlingen beim Überleben zu helfen. Wir danken den Kindermädchen, Pflegekräften, Erziehern, Krankenschwestern, Ärzten, Küchenkräften, Wäschern und Wäscherinnen, all diejenigen, die genug Menschlichkeit in sich gefunden haben, um einen zweiwöchigen Dienst aufzunehmen.

Zurzeit haben wir Informationen über Infektionsherde in fünf Erwachsen und Kindereinrichtungen. Die Anzahl wird jeden Tag steigen.

Wie viele Menschen es wohl sein werden, deren Leben, von der Gesellschaft unbemerkt, vorbei sein wird? Wie viele Menschen werden wir dabei verlieren? Wie können wir sie mit angemessener Hilfe versorgen? Wir wissen nicht, ob sie respektiert werden und die gleichen Rechte beim Zugang zu medizinischer Hilfe haben.

Diese mutigen Menschen brauchen jetzt ganz besonders fachspezifische Mittel und Hilfen: Schutzanzüge, Atemschutzmasken, Schutzbrillen und Schutzausrüstung für die tägliche Arbeit mit an Covid-19- Erkrankten. Sie brauchen Desinfektionsmittel, Sanitätsartikel, Müllbeutel für die gefährlichen Abfälle und vor allem kontaktlose Fieberthermometer. Auch Wasser, Lebensmittel und Hygieneartikel sind keine überflüssigen Produkte. Die normalen Handschuhe und Masken, die es in den Heimen gibt, helfen in der jetzigen Situation nicht und auch diese reichen nicht mehr. Und wenn dann die nächste Schicht angetreten wird, ist es möglich, dass niemand mehr da ist.

Uns ist schon die tragische Erfahrung aus Italien und Spanien bekannt. Dort hausen in den Altenheimen keine hundert, sondern weitaus weniger, und dieser Häuser wurden Orte des Massensterbens durch Coronavirus und unzureichender Pflege unter den Bedingungen der Epidemie. Wir, Vertreter gemeinnütziger Organisationen, Freiwillige, und einfach fürsorgliche Menschen, kennen persönlich viele Leute, die in Heimen leben und arbeiten. Wir sind uns sicher, dass die Mitarbeiter der Heime gerade alles tun, um Menschen zu retten. Aber ohne unsere Hilfe werden sie es nicht schaffen. Lasst uns zusammen alles tun, damit sich diese Tragödie bei uns nicht wiederholt.

von Olga Dominichevich

Die Initiatoren des Spendenaufrufsund die Verantwortlichen für ihre effektive Verwendung treten hier auf:
PPU „Büro für Rechte von Menschen mit Behinderungen“
CBU „Est Delo“ (Es gibt Arbeit)


Kanikuli e.V. bietet die Möglichkeit an, Spenden an die Initiatoren des Spendenaufrufs weiterzuleiten. Hierfür bitten wir Sie, als Verwendungszweck der Spende „COVID19PNI“ einzutragen.

Kontoinhaber: Kanikuli e.V.
Bank: GLS Bank
IBAN: DE64 4306 0967 4018 4596 00
BIC: GENODEM1GLS

Hier eine Übersicht, mit welchen Kosten man momentan rechnen kann, wenn man in Belarus die benötigte Schutzausrüstung besorgen möchte.

– Infrarot-Thermometer, 1 Stück – 100€
– Desinfektionsmittel für Oberflächen, Konzentrat, 5 Liter – 35€
– Wiederverwendbarer Schutzoverall, 1 Stück – 25€
– Ellenbogenspender, 1 Stück – 20€
– Einweghandschuhe, Nitril, schwarz, 50 Paar – 12€
– Händedesinfektionsmittel, 1 Liter – 5€
– Schutzmaske mit Luftfilter, 1 Stück -3,5€
– Schutzmaske, 1 Stück – 0,4€