2013 – 2015: Gewöhnliche Eltern – Eine Selbsthilfegruppe junger Eltern mit Behinderungen

Mit dem Projekt „Gewöhnliche Eltern“ wurde der Aufbau einer Selbsthilfegruppe von Eltern mit Behinderungen in der belarusischen Stadt Vitebsk unterstützt.

Neben den gewöhnlichen Schwierigkeiten, die für Menschen mit Behinderung in der belarussischen Gesellschaft existieren, haben Menschen mit Behinderung, die Kinder haben, oder eine Familie gründen wollen, ihre ganz spezifischen Probleme und Besonderheiten. Diese sind verbunden mit dem eigenen körperlichen Zustand, mit der Barriere(un)freiheit der Umgebung, der Bürokratie, unqualitativen medizinischen und sozialen Dienstleistungen und vielem mehr. Aus dieser Situation unzureichender staatlicher Unterstützung und nicht vorhandener zivilgesellschaftlicher Unterstützungsangebote entstand bei einer Gruppe von Eltern in Vitebsk der Wunsch, sich mit einer Selbsthilfegruppe selbst zu ertüchtigen.

Mit der Gründung der Selbsthilfegruppe sollte die Entwicklung einer aktiven Lebenshaltung der jungen Eltern sowie eine Stärkung ihrer privaten und gesellschaftlichen Beziehungen vereinfacht werden. Das Projekte sollte die Eltern durch Training in Selbstorganisation und der Vermittlung von Methoden für die Gestaltung von Eltern-Kind-Gruppen unterstützen.

In der Durchführung bestätigte sich die Vermutung, dass viele der Fragen von jungen Eltern mit Behinderung denen von Eltern ohne Behinderung gleichen. Darüber hinaus sehen sie sich aber weiteren Herausforderungen aufgrund des gesellschaftlichen Umgangs mit Behinderung gegenüber.

Für die Bewältigung dieser Herausforderungen erhielten die Familien bei Reisen nach Estland und Deutschland auch wichtige Tipps von außerhalb Belarus’. Sie trafen sich in Deutschland mit »SelbstBestimmt Leben Bremen«, dem »Bund Behinderter Eltern« in Hannover und »MCourage« in Hamburg und in Estland mit der »Akademie der Kindheit«. Für viele der Eltern waren es die ersten Reisen außerhalb des Landes.

Das Ergebnis ist eine fest institutionalisierte Selbsthilfegruppe, die mittlerweile auch über Vitebsk hinaus bekannt ist. Sie ermutigt Menschen auch in anderen Städten, sich zu organisieren und gibt die im Projekt erhaltenen Informationen weiter. Damit können sie anderen Menschen mit Behinderung ein Stück weit die Angst vor der Elternschaft nehmen und tragen dazu bei, eine Bewusstsein und eine gemeinsame Position von Eltern mit Behinderung in Belarus zu schaffen.

Das Projekt wurde gemeinsam von Verschiedene-Gleiche, SelbstBestimmt Leben Bremen und Kanikuli durchgeführt. Einige der vitebsker Eltern hatten am Runden See von Verschiedene Gleiche teilgenommen. So war der Kontakt zustande gekommen. Gefördert wurde das Projekt von Aktion Mensch und der Europäischen Union über das Erasmus+ Programm.

Die Ansprechpartner für zusätzliche Informationen sind:
Arkadi, Daniel und Ruben
eltern[at]kanikuli-ev.de

Berichte über das Projekt:
Bericht über das zweite Seminar von Ruben
Interview mit Olga Fateeva, Teilnehmerin der Projektreise nach Bremen
Интервю с Ольгой Фатеевей, участница путешествии в Бремен
Projektreise nach Bremen, Hamburg und Hannover im September 2013
Projektreise nach Bremen (Pressebericht)