Corona im Erwachsenenheim in Novinki

„Wir führen unsere eigenen Berechnungen“ – Mitarbeitende einer Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigung in Minsk melden kranke Ärzt*innen.

Фото: Ксения Голубович

8.Mai 2020, Lyubov Kaspierovich

TUT.BY Der Ausbruch von COVID-19 in einem weiteren Heim wurde bekannt. Den Informationen zweier Quellen zufolge wurde das Coronavirus bei mehreren Mitarbeitenden des psychoneurologischen Internats Nr.3 in Minsk nachgewiesen. Laut einem der Ärzte sei es schwierig, die genaue Anzahl der Erkrankten unter den Bewohnenden zu bestimmen.
Das Heim (PNI/psychoneurologisches Internat) Nr.3 für ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen befindet sich in der Vygotsky-Straße im Mikrobezirk Novinki.
Die ersten Fälle der Krankheit traten im April auf. Zunächst wurde nur eine Station geschlossen, in der etwa fünfzig Personen lebten. Inzwischen wurden auch die anderen Stationen geschlossen, erzählen Angestellte des Heims.

Seit April arbeiten die Heimmitarbeitenden nach einem neuen Arbeitsplan. Während früher in 12- und 24-Stunden-Schichten gearbeitet wurde, gehen die Mitarbeitenden derzeit für 14 Tage in die Schicht, sie arbeiten und leben zwei Wochen im Heim, ohne nach Hause zu gehen. 
Die Heim-Mitarbeitenden beendeten die erste zweiwöchige Schicht am 30. April. Vor Verlassen des Geländes wurden bei den Mitarbeitenden Tests auf das Coronavirus durchgeführt. Mindestens 20 von ihnen hatten ein positives Testergebnis, sagt einer der Gesprächspartner. Insgesamt waren rund 80 Personen im Dienst. 
„Diese Informationen sind inoffiziell. Da die Leitung keine Zahlen bekannt gibt, führen wir unsere Berechnungen selbst durch“, sagte ein Informant.
Wie viele Erkrankte unter den Bewohnenden sind, wissen die Mitarbeitenden laut dem Mediziner nicht. Am 21. April nahmen sowohl Mitarbeitende als auch alle Bewohnenden Abstriche zur Untersuchung auf das Coronavirus, insgesamt waren es mehrere hundert. Die Ergebnisse seien ihm nicht bekannt.
„Ich konnte durchsetzen, die Tests von den Mitarbeitenden zu Beginn oder Ende der Schicht zu erhalten.“ Es ist klar, dass es Krankheitsfälle unter den Bewohnenden gibt, da Ärzt*innen während einer zweiwöchigen Schicht nur bei der Arbeit infiziert werden konnten. Aber wie viele es sind, weiß niemand.

Einer Quelle zufolge war der erste Erkrankte ein Bewohner, der nach der Behandlung in einem Krankenhaus, in dem ein Fall des Coronavirus registriert wurde, ins Heim zurückkehrte. 
Momentan verläuft der Großteil der Krankheit symptomfrei. Wenn Symptome oder Komplikationen auftreten, werden die Betroffenen ins Krankenhaus eingeliefert.
Laut einem der Gesprächspartner befinden sich mehr als 10 Bewohnende in Krankenhäusern. 
Zur Zeit arbeitet erfahrenes sowie junges medizinisches Personal mit individuellen Schutzausrüstungen. Die Gesprächspartner stellten fest, dass dieses ausreiche, „wenn sie rational eingesetzt werden“.
Die Mitarbeitenden des Internats sollen in zwei Wochen in die nächste Schicht kommen. Sie können dies jedoch auch früher tun.
Es gelang nicht, den Direktor des Internats Anatoly Varenik zu erreichen. Im Heim wurde erklärt, er befinde sich zurzeit im Urlaub, die stellvertretende Leiterin des medizinischen Dienstes hat kürzlich gekündigt.
Auch Zhanna Romanovich, die Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit, Beschäftigung und Sozialschutz des Exekutivkomitees der Stadt Minsk, konnte nicht erreicht werden.