Text: Dasha Eskevich
Übersetzung: Anne Glaser
[bild1]Am Lager nahmen 16 Personen teil, allesamt Bewohner*innen des „Psychoneurologischen Internats für ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen Nr. 3 der Stadt Minsk“. Bei der Mehrheit handelt es sich um Teilnehmende eines Projektes für betreutes Wohnen oder um Anwärter*innen für dieses Projekt.
Zusammen mit den Bewohner*innen des Internats wohnten und arbeiteten – sofern möglich – noch zwölf Freiwillige. Manchmal kam es wegen der Gäste, Hunde und unüberschaubaren Masse an Katzen, wegen der Hühner und der seltsamen Nachtfalter, die auf die Veranda flogen, zu einem regelrechten Andrang von Menschen und Tieren.
[bild2]Tatsächlich begann das Lager weitaus früher. Schon während einer gesamten Saison waren ein Haufen tapferer junger Männer und eine Dame damit beschäftigt, zu bauen, zu hobeln, zu schrubben, Sand zu schleppen, Platten zu verlegen und einen Müllberg zu beseitigen – alles nur, damit ein kleines, altes Häuschen im Dorf ein neues Leben beginnen konnte für Leute, die nie ein echtes Haus hatten.
[bild3]Wofür braucht es ein solches Lager? Es braucht es, damit Menschen, die ihr gesamtes Leben unter überflüssiger Kontrolle und Bevormundung verbringen müssen, sich selbstständig und verantwortlich für einander und für den Ort, an dem sie leben, fühlen können. Aus diesem Grund bereiteten die Teilnehmenden das Essen selbst zu, erledigten die Einkäufe, wuschen die Kleidung, bauten Möbel und eine Tür, dachten sich im Übrigen auch ein Theaterstück aus und fertigten Spielsachen sowie eine ganze Menge anderer nützlicher Dinge an. Sie lernten, wie Heilpflanzen aussehen, beobachteten Rehe, sahen den Schlafplatz eines Elchs und fingen einen Fisch. Es wurden wirkliche Abenteuer erlebt, einschließlich ein Ausflug mit Booten, Freiluftkino, Kartoffelernte mit lokalen Omas und Opas und lange Waldspaziergänge mit Hund. Viele erfuhren auch, was es heißt, vegan zu leben und was Mülltrennung bedeutet.
[bild4]Wir bauten sogar einen Ofen zum authentischen Brennen von Keramik, allerdings erst nach dem Lager. Dies geschah aufgrund unverzeihlicher Gründe von unserer Seite, doch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kneten jetzt mit Ton in der Werkstatt des Internats.
Wir sind sehr froh, dass uns während des Lagers Freiwillige aus ganz Belarus begleiteten, alle unterschiedlichen Alters und Berufs. Viele von ihnen haben schon mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen gearbeitet. Für einige war es jedoch das erste Mal und wir freuen uns, dass sie bis jetzt dabei geblieben sind und als Freiwillige im Internat arbeiten.
[bild5]Außerdem freuen wir uns, dass die Einwohner*innen des Dorfes letzten Endes unsere Initiative aufgegriffen haben, obwohl bisher oft ein archaischer und verschlossener Eindruck bei uns geweckt worden war.
Freilich war der Barbecue-Workshop der erfolgreichste von allen.
Und, abgesehen davon, dass im Freiwilligenzimmer der Platz nicht immer reichte, übernachtete auch ein Teil der Gäste in Zelten und wir alle waren unendlich glücklich.
Das Projekt wurde ermöglicht durch unzählige kleine und große Spenden, sowie einer finanziellen Förderung durch die Robert-Vogel-Stiftung.