von Jakob Grüter und Gesa Baum
Das diesjährige Sommerlager für Kinder und Jugendliche mit Behinderung aus dem staatlichen Heim für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in Nowinki, Minsk, war ein besonderes: Das Zehnte, das mithilfe von Kanikuli e.V. organisiert wurde!
Am Anfang stand für uns der übliche Planungsstress, das Einkaufen, Kinder und Pädagogen auswählen, Programm überlegen, etc. Doch wir nahmen diese Mühe gerne auf uns, nicht zuletzt, weil uns Kanikuli dabei sehr unter die Arme griff, hauptsächlich aber weil wir wussten, wie gut dieses Lager den Kinder tun würde.
Wir, das sind Gesa und Jakob, Freiwillige von ASF in Minsk, Belarus. Dann, am 23. Mai 2016, war es schließlich so weit. Morgens um 10, bei strahlend schönem Wetter, trafen sich die Freiwilligen in Nowinki, ein großer Bus kam, lud Gepäck, Kinder und Freiwillige ein und fuhr uns zum Rehabilitationszentrum Nadeshda (russ. „die Hoffnung“), wo die Freizeiten schon seit Jahren stattfinden.
Nachdem denn endlich alle untergebracht, ausreichend mit Hygieneartikeln wie Windeln, Feuchttüchern, etc. versorgt und die administrativen Fragen mit der Nadeshda geklärt waren, neigte sich dieser Tag bereits seinem Ende entgegen. Der zweite Tag gestaltete sich deutlich entspannter: Wir feierten den Geburtstag einer Pädagogin, Svjeta, mit einem ausgedehnten Ausflug zum See sowie einem gemütlichen nachmittäglichen Tortenessen.
Am dritten Tag bastelten wir vormittags Figuren aus Salzteig. Gleichzeitig war dies der Tag, an dem die Prozeduren losgingen, das heißt Massagen, Aromatherapie, Speleotherapie (man sitzt in einem mit Salzbacksteinen verkleideten Raum) und eine Art Hydrotherapie für die Arme. Da jedes Kind nur an zwei dieser Prozeduren teilnahm, war insbesondere nachmittags die Gruppe ziemlich zersplittert. Das war allerdings nicht schlimm, weil die Freiwilligen so Gelegenheit bekamen, sich individuell mit „ihren“ Kindern zu beschäftigen. Und abends gingen wir dann alle in die Disko, was den Kindern unglaubliche Freude bereitete und auch half, erste Kontakte zu den anderen Bewohnern der Nadeshda zu knüpfen.
Auch am nächsten Tag waren wieder Prozeduren angesagt, so dass wir vormittags mit den von uns gebastelten Salzteig-Figuren ein kleines Theaterstück aufführten und dann nachmittags für diejenigen, die gerade Zeit hatte, einen T-Shirt Malkurs anboten, welcher, da draußen stattfindend, das Interesse einiger anderer Kinder weckte, welche sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in der Nadeshda aufhielten. Diese bemalten denn auch prompt ein paar T-Shirts für einige von „unseren“ Kindern und sich selbst. Darüber haben wir als Organisatoren uns sehr gefreut, kam doch dadurch auch ein reger Kontakt zu Personen zustande, die normalerweise nicht viel Bezug zu Menschen mit Behinderung haben.
Der nächste Tag begrüßte uns mit einem traumhaften Wetter. Da wieder die Prozeduren (nun zum letzten Mal) anstanden, entschieden wir uns dazu, den Vormittag mit einem Spaziergang auszufüllen. Nachmittags war dann wieder T-Shirts bemalen angesagt.
Am Abend versammelten wir uns für einen gemütlichen musikalischen Abend. Auch hier fanden sich schnell einige Zuhörer, die unserem Mix aus russischen, deutschen, und englischen Liedern recht interessiert zuhörte.
Da der letzte Seebesuch schon eine Weile zurücklag, entschlossen wir uns am nächsten Vormittag, das gute Wetter auszunutzen und noch einmal dorthin zu spazieren, eine Idee, die bei den Kindern sehr gut ankam. Am Nachmittag bemalten wir dann wieder T-Shirts für die Freiwilligen, auch hier waren wieder sehr viele interessierte Kinder dabei. Und abends in der Disko ging natürlich wie immer die Post ab: Insbesondere Jascha wuchs zum Liebling der anderen Diskobesucher heran, von denen einige ziemlichen Spaß daran hatten, mit ihm in Höchstgeschwindigkeit durch die Disko zu düsen.
Am nächsten Morgen bastelten wir dann Musikinstrumente, auch hier fanden sich wieder zahlreiche kleine Helfer, die uns interessiert zuschauten und gerne selbst zum Hammer oder Pinsel griffen. Am Nachmittag machten wir uns daran, kleine Häuser aus Papier zu basteln, in die wir Fotos von unseren Kindern klebten. Diese Aktion animierte die Kreativität der Teilnehmer derart, dass das Ganze sich bis zum Abendessen hinzog.
Danach dann noch zum letzten Mal in die Disko…. Um es salopp zu sagen: Unsere Kinder gingen ab wie Schmitz’ Katze.
So unglaublich es klingt, und so unglaublich es auch für uns war, aber der darauffolgende war bereits unser letzter Tag. Und den galt es natürlich besonders zu gestalten. Das hieß, dass wir Vormittags alle zusammen ein Gemälde mit Fingerfarben fabrizierten und dann noch die unabkömmlichen Torten kreierten, eine Tätigkeit, die unseren Kinder sehr viel Spaß und Freude bereitete und die Vorfreude auf den Nachmittag ziemlich steigerte. Am Nachmittag erfolgte die Ausgabe der T-Shirts sowie das große letzte Tortenessen, bei dem den verschiedenen Wunderwerken gebührende Bewunderung zuteil wurde. Dann wurden die Kinder, aber auch wir Freiwilligen geschminkt, was zu sehr viel Erheiterung führte. Nach dem Abendessen ließen wir diesen Tag bei einem Lagerfeuer, Stockbrot und einigen Liedern, die wir gemeinsam sangen, gemütlich ausklingen. Schon hier war zu spüren, dass der Gedanke an die morgige Rückkehr vielen Bauchschmerzen bereitete.
Am nächsten Vormittag hieß es alles irgendwie irgendwo verstauen, und dann kam auch schon der Bus, der uns zurückbringen sollte. In Nowinki gab es schließlich bewegende Abschiedsszenen, die uns allen nochmal sehr deutlich machten, wie sehr uns die Kinder auf diesem Lager ans Herz gewachsen waren, und wie sehr wie sie vermissen würden.
Abschließend bleibt zu sagen, dass wir beide mit Freude und Stolz auf diese Freizeit zurückblicken und möchten an dieser Stelle auch ein ganz großes DANKESCHÖN an Kanikuli loswerden, denn ohne die tatkräftige Unterstützung von dieser Seite wäre es ungleich schwerer gewesen, dieses Lager zu organisieren! Und auch der Robert-Vogel-Stiftung gebührt Dank dafür, dass sie mit ihrer finanziellen Unterstützung dazu beiträgt, dass dieses Projekt möglich ist.