Junge Belarussen werben für mehr Barrierefreiheit – Postfiliale verspricht Bau einer neue Rampe


Wenn Alexej in seiner Heimat Grodno Postangelegenheiten zu erledigen hat, ist er dabei stets auf fremde Hilfe angewiesen. Zwar hat man bei der Treppe am Eingang der lokalen Postfiliale auch gleich eine Rampe integriert – diese ist jedoch auf Grund ihrer Beschaffenheit und Maße auch für geübte Rollstuhlfahrer nicht zu erklimmen.


Gemeinsam mit seinen Freunden, mit denen er schon mehrfach an Seminaren unserer belarussischen Partnerorganisation „Verschiedene-Gleiche“ teilgenommen hatte, beschließt Alexej diesen Missstand fotografisch zu dokumentieren und den Filialdirektor darauf hinzuweisen. In ihrem Schreiben beziehen sich die jungen Leute auf einen Beschluss des Ministerrats der Republik Belarus aus dem Jahre 2010 über die „Errichtung einer barrierefreien Lebensumgebung körperlich geschwächter Personen von 2011-2015“. Als konstruktive Anregung legen sie noch ein Foto von einer wesentlich flacheren Rampe vor einer anderen Postfiliale bei, welche sich auch ohne Fremdhilfe mit dem Rollstuhl problemlos befahren lässt.

Zwei Wochen später erhalten sie ein Antwortschreiben. Darin bedankt sich der Direktor persönlich für diese richtigen Anmerkungen und Vorschläge und verspricht den Bau einer neuen Rampe im kommenden Jahr.

Wir von Kanikuli freuen uns, wenn dieses Versprechen tatsächlich eingelöst wird, und begrüßen die konstruktive Aktion der Grodnoer Gruppe um Alexej sehr.

Ein ausführlicher Bericht auf Russisch ist mit weiteren Fotos auf der Seite unserer Partnerorganisation „Verschiedene-Gleiche“ zu finden:
Дом связи в Гродно „вне зоне доступа“.

Spenden-Radtour Berlin-Minsk


Mitte August wollen die Kanikuli-Vereinsmitglieder Arkadi, Hans und Daniel von Berlin aus erneut Richtung Minsk aufbrechen. Doch nicht wie sonst per Bus, Bahn oder Flugzeug – diesmal soll das Fahrrad als Verkehrsmittel der Wahl für die gut 1200 km lange Strecke dienen. In geplant 14 Tagen soll die belarussische Hauptstadt erreicht werden – genau pünktlich, um noch die Ferienfreizeit für erwachsene Menschen mit Behinderungen aus den staatlichen Heimen in Minsk zu erreichen.

Denn bei der Radtour soll es nicht allein um die sportliche Herausforderung gehen: Wir möchten mit dieser ungewöhnlichen Unternehmung auch auf die Situation von Menschen mit besonderem Förderbedarf in Belarus aufmerksam machen. Gerade in den chronisch unterversorgten staatlichen Heimeinrichtungen ist der Alltag in der Regel von einer besonderen Tristheit geprägt. Daher möchten wir mit unserer Radtour auch um Spenden werben für die von Kanikuli organisierten Ferienfreizeiten, die für die Bewohnerinnen und Bewohner der Heime nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern oft auch eine unvergesslich erlebnisreiche Zeit ihres Lebens darstellen.

Bericht der Mitgliederversammlung vom 12.05.2012 in Northeim


Bei der Mitgliederversammlung am 12. Mai 2012 in Northeim wählten die 11 anwesenden Mitglieder einen neuen Vorstand: Nach mehrjähriger Vorstandsarbeit tritt Sebastian Dolsdorf zurück, Ruben Werchan übernimmt den 1. Vorsitz, Marie Eisner wird 2. Vorsitzende, Kassenwart bleibt nach wie vor Arkadi Schelling, Gerrit Voigt übernimmt den Posten des Revisors.

Nach der Vorstellung des aktuellen Finanzberichtes (fast 10.000 EUR Spenden im vergangenen Jahr – an dieser Stelle allen Förderern ein herzliches Dankeschön!), diskutierten und reflektierten wir abgeschlossene, laufende und zukünftige Projekte: das Winterlager 2012 unter dem Motto „Straßentheater“ (siehe dazu auch den Bericht), das geplante Mentorenprogramm in Kooperation mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste zur Begleitung der neuen Minsk-Freiwilligen, Perspektiven der weiteren Zusammenarbeit mit unserem Projektpartner Raznye-Ravnye, Konzepte zur theaterpädagogischen Arbeit in zukünftigen Ferienfreizeiten, u.v.m.

Außerdem wurde eine Datenschutzordnung verabschiedet.

Die nächste Mitgliederversammlung findet am 17.11.2012 in Tübingen statt.

25. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe

Am 26. April 2011 jährt sich zum 25. Mal die Katastrophe von Tschernobyl. Ein Ereignis, das in diesem Jahr überschattet ist von größeren Schrecken und Leid aus Japan. Mit Blick auf die durch die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl am stärksten betroffenen Länder, Belarus und die Ukraine, wird deutlich, dass ein Umdenken in der Atompolitik nicht nur in Deutschland notwendig ist.

In Belarus sind die Langzeitfolgen der Katastrophe auch nach 25 Jahren noch nicht abschätzbar: Auch wenn die weißrussische Regierung einen direkten Zusammenhang bestreitet, bleibt eine höhere Rate an körperlichen Beeinträchtigungen, Missbildungen und lebensgefährliche Krankheiten wie Leukämie und Schilddrüsenkrebs in Weißrussland an der Tagesordnung.
Der Verein kanikuli e.V. setzt sich für Menschen mit besonderen Bedürfnissen in Belarus ein und organisiert Ferienlager in Belarus.

Vielleicht besteht in Eurer Gemeinde, Lokalzeitung, Freundeskreis oder Ähnlichem Interesse an Erfahrungsberichten aus der Arbeit des Vereins „kanikuli“ oder dem Leben in Belarus. Wenn dem so ist, so sind wir gerne bereit zu informieren und freuen uns über die Folgen von Atomkraft aufklären und unsere Arbeit bekannter machen zu können.

Ein Winter in Nadeschda

Mitte Januar fand wieder unser jährliches Winterlager mit BewohnerInnen aus dem Heim „Novinki“ statt. Auch in diesem Jahr war das Winterlager ein voller Erfolg. Die Winterlager werden gemeinsam von deutschen und belarussischen Freiwilligen organisiert und durchgeführt, Kanikuli e.V. finanziert die Winterlager und unterstützt bei organisatorischen Fragen.
Im Folgenden der Bericht der aktuellen Minsk-Freiwilligen Marie-France Eisner.

Endlich ist es soweit! Der 12. Januar ist da und es soll auf das diesjährige Winterlager gehen. Bei einer Eiseskälte stehen wir draußen auf dem Gelände des Novinki Heims für Erwachsene mit Behinderungen und warten auf den Bus, der uns nach Nadeshda bringen soll.
Als der Bus (ein einfacher Lieferwagen mit zwei langen Sitzbänken) kommt, wird das Hab und Gut eines Jeden gewissenhaft verstaut und man besteigt, so gut es geht, die Maschine.
Drinnen ist es ziemlich eng, da diverse Taschen und ein Rollstuhl zwischen uns gequetscht auch noch Platz finden müssen. Als die Türen auf eine fast wundersame Art und Weise doch noch zugehen, beginnen sich die meisten der TeilnehmerInnen langsam zu entspannen und ein freudiges Strahlen tritt auf ihre Gesichter. Es geht wirklich los! Eine ganze Woche Urlaub im Erholungszentrum Nadeshda liegt vor uns.
Etwas über eine Stunde dauert die Fahrt…es läuft ordentlich laut Gutelaunemusik im Radio und kalt wird uns zum Glück auf Grund der Enge auch nicht.
Insgesamt nahmen neun BewohnerInnen aus Novinki an dem Lager teil. Betreut wurden sie von zwei belarussischen sowie von drei deutschen Freiwilligen.
Nadeshda ist wirklich ein sehr schöner Ort, an dem sich schnell alle wohlfühlen konnten und es jeden Tag Neues zu erkunden und zu entdecken gab.
Wir bewohnten insgesamt vier kleine nebeneinander gelegene Häuschen, die sehr gemütlich und vor allem warm waren!
Das Programm bestand hauptsächlich aus diversen Teerunden, zu denen sich alle TeilnehmerInnen stets in einer Küche oder einem Wohnzimmer trafen und gemütlich Kekse aßen, während es draußen bitterkalt war. Hier wurde viel gesungen, geredet und auch Gitarre gespielt.
Des Weiteren machten wir jeden Tag mindestens einen Spaziergang alle zusammen. Dann ging es raus aus Nadeshda, auf die Feldwege und in den Wald. Alle konnten die Stille und die Weite spüren und natürlich gab es auch die eine oder andere Schneeballschlacht.
Schnell wurden Freundschaften geschlossen und so wartete jeder/jede geduldig auf die/den Letzte/n und man passte sich an das Tempo der Langsamsten an.
Eigentlich gab es jeden Tag ganze drei Mal ein Highlight, nämlich dann, wenn wir uns im Speiseraum versammelten um zu essen. Das Essen wurde stets kommentiert und gebührend gewürdigt „ Oh, wie lecker ist es diesmal!“ und auch die Küchenfrauen merkten sich geduldig, wer den Rotebeetesalat nicht mochte, und nahmen diverses zu Bruch gegangenes Geschirr ohne mit der Wimper zu zucken freundlich hin.
Es fällt schwer zu sagen, was dass Beste gewesen ist. Fest steht, dass wir alle bei der Disco eine Menge Spaß hatten, ausgelassen und lange tanzten, jeder und jede ganz auf seine bzw. ihre Weise, wobei sich Andrej besonders beim Paar- und Brakedance (!!!) als der Könner hervortat. Bei Massage und Aromatherapie entspannte man sich und das Theaterstück, welches das „dramatische Theater Minsk“ aufführte, wurde zum Schluss mit Standingovations gewürdigt. Dies alles und das gemeinschaftliche Herstellen und Bemalen einer überlebensgroßen Papierschönheit, die jetzt ihren Platz neben ihrem Papiermann in Dschas Werkstatt in Novinki hat und immer an das Winterlager 2010 erinnern wird, waren wunderbare Momente.
In Nadeshda gibt es auch eine Eisfläche zum Schlittschuhlaufen, die natürlich auch genutzt werden wollte. Diejenigen, die auf Schlittschuhen laufen konnten, taten dies und die anderen wagten einen vorsichtigen, gestützten Gang bzw. eine Fahrt über das Eis.
Valja, die mit ihren 55 Jahren sicherlich noch nicht sehr oft zum Eislaufen gekommen ist, war anfangs etwas vorsichtig, aber schon nach ein paar Minuten machte sie die Figur einer Eisprinzessin. Während Sergej (der übrigens zum ersten Mal in seinem Leben in Nadeshda Schlittschuh lief) seine Pirouetten drehte und das Rückwärtsfahren perfektionierte, konnte man Valja dabei beobachten, wie sie stets darum bemüht „akkurat“ zu sein ihre Schlittschuhe vom Schnee befreite oder sich, wenn sie hingefallen war, genüsslich im Schnee kullerte. Zwei ganze Stunden drehten wir unsere Runden, bis es schließlich zu dunkel und zu kalt war um weiter zu fahren. Anschließend stand natürlich die obligatorische Teerunde in der warmen Küche, bei Musik und Keksen an.
Als die Woche nun doch nach einem Selbstgebackenetorteabschiedsessen vorbei war und wir wieder auf den Bus aus Novinki warteten, sah man allen an, dass sie nicht wirklich glücklich über das Ende dieser Ferien waren.
So wollte auch die Stimmung auf der Rückfahrt trotz erheiternder russischer Popmusik nicht fröhlich werden und je näher wir Minsk mit seiner Hochhausburgenvorstadt kamen, desto stiller wurde es, da halfen auch die Pakete mit Obst und Süßigkeiten etc. nicht mehr, die jeder und jede mit auf seine/ihre Station nehmen durfte.

Im Namen aller TeilnehmerInnen,

Marie-France Eisner

Neue Kanikuli-Internetseite online


Nach einer längeren Unterbrechung ist die Internetseite des Vereins wieder online und präsentiert sich in völlig neuem Gewand.
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